Mecklenburger Stiere bezwingen LHC in Cottbus 28:29 (15:10)
In einer dramatischen und sehr emotionalen Begegnung errangen die Mecklenburger Stiere zwei Auswärtspunkte, die ehrlicherweise nicht unbedingt geplant waren. Nach langer Anreise traf die immer noch dezimierte Mannschaft des Trainergespanns Robert Schneidewind und Teo Evangelidis auf einen Mitfavoriten der Staffel: den LHC Cottbus. Die bis dato ungeschlagenen Lausitzer hatten alle ihre vorangegangenen Partien deutlich gewonnen (vs Empor mit 15, Hermsdorf/Waidmannslust mit 9, Oranienburg II mit 9, BFC Preussen mit sogar 18 Toren). Und sie wollten weiter siegen. Es kam anders, mit echtem Nervenkitzel am Ende.
Sieben Sekunden vor Schluss glich Cottbus per Siebenmeter aus (28:28). Keeper Yannik Raatz passte daraufhin schnell zum Anwurfkreis auf Christos Nikolaidis, der mit direktem Wurf aufs Tor das Blatt wenden wollte. Ein Gegenspieler blockte den Ball im Anwurfkreis. „Das Regelwerk fordert in einer solchen Situation, auf Rot und Siebenmeter zu entscheiden“, erklärt Robert Schneidewind. Die Gastgeber monierten die Entscheidung, ihr Torwart Flip Dominik Hancic kassierte dafür eine 2-Minutenstrafe. Die Halle kochte. Schwerins Kapitän Matti Wagner musste gute zwei Minuten warten, bis die letzte Aktion der Partie freigegeben wurde. Er zeigte Selbstvertrauen, verwandelte sicher und machte die Sensation perfekt: Auswärtssieg in Cottbus (28:29).
Den Grundstein für diesen Erfolg hatten die Schweriner in ihrer fünften Partie allerdings deutlich früher gelegt. Sie brachten den Gastgeber mit offensiver und aggressiver Deckung spürbar aus dem Konzept. Die mutig-offensive 3:3-Abwehr der Stiere erwies sich als absolut richtig. Sie leisteten sich selbst nur wenige Fehler, nutzten dafür nahezu jeden Fauxpas der Gastgeber zu ihren Gunsten und stellten diese vor Herausforderungen. Die Cottbusser brauchten bis zum Ende der ersten Halbzeit, um sich absetzen zu können (14:9, 29.).
Die Gäste blieben besonnen, ließen sich nicht von der eigenen Linie abbringen. Trotz der Differenz kamen sie gestärkt aus der Kabine und verringerten ab der 35. Minute den Abstand Stück für Stück. Sechs Minuten später erzielte Tim Schwaß als abermals bester Werfer den Anschluss (19:18, 41.). Geburtstagskind Tim Dethloff hielt zum Beginn der Crunchtime auf gleiche Weise sein Team in der Spur (24:23, 51.). 70 Sekunden vor Schluss glich Ole Präckel zum 27:27 aus. Hannes Schulz erhöhte Momente später zum 27:28. Es folgte das beschriebene Schlussdrama.
„Wir haben im Vorfeld unseren Gegner sehr gut analysiert und darauf aufbauend unseren Plan geschmiedet“, sagt Trainer Teo Evangelidis. Dieser Matchplan der Schweriner ging sehr gut auf. Sie hatten nichts zu verlieren, konnten unbeschwert aufspielen. „Die Männer haben die geforderte Disziplin im Angriff gezeigt und auch damit Cottbus einiger Stärken beraubt. Der Glauben daran, hier nicht ohne Zählbares abreisen zu müssen und vielleicht eine Sensation perfekt zu machen, wuchs mit zunehmender Spielzeit“, schätzt Robert Schneidewind ein. Vor einer tollen Kulisse belohnten sich die Handballstiere für ein hochintensives und ausgesprochen emotionales Spiel. Mit Rückenwind geht es am nächsten Wochenende an die Ostsee zur zweiten Vertretung von Empor. Barbara Arndt
Lampe, Raatz, Sarrach – Linke 2, Präckel 3, Hubenko, Nikolaidis 4, Schulz 4, Maiboroda, Wagner 4/1, Dethloff 5/1, Christ, Schwaß 7/2
Foto: @stussy_cb (Instagram)
Jubel der Handballstiere über den Auswärtssieg in Cottbus