Joel Müller steuerte acht Treffer bei. Foto: Dietmar Albrecht
Es hätte das Spiel der Spiele werden können – mit dem richtigen Ergebnis natürlich. Aber es kam gänzlich anders beim Derby gegen den HC Empor Rostock. Dessen zweite Vertretung gewann am Sonntagabend völlig verdient auch die zweite Begegnung in dieser Saison. 668 Zuschauern blieb die Revanche in Schwerin verwehrt. Die Fans unterstützten ihre Stiere dennoch bis zum Abpfiff grandios.
Die Gastgeber fanden nur mühsam ins Spiel. Schon in der vierten Minute hatte der Derby-Gegner beim 1:4 ein Statement gesetzt. Die Stiere setzten dagegen und erzielten mit Treffern von Malte Runge, Demian Linke und Joel Müller zeitnah den Ausgleich (6:6, 9.). Alles schien im Lot. Für den Moment zumindest.
Die Partie wurde nachfolgend auf beiden Seiten ein Stück weit verwaltet, alles andere als gut. Doch dann, befördert von zunehmend mehr Fehlern, zwingen die Rostocker mit einfachem Spiel ihren Erfolg und den Coach der Stiere in der 17. Minute zur Auszeit (9:13). Die Ansage verpuffte. Erneut musste Coach Robert Schneidewind die Grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legen: Zu Beginn der 28. Minuten umfasste der Abstand bereits sieben Treffer (12:19). Unerwartet hoch fiel der Halbzeitstand aus (16:21).
Der gebrauchte Sonntag setzte sich in der zweiten Halbzeit fort. „Bis zur 45. Minute haben wir dem Torwart unserer Gäste, Victor Malchow, ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht. Er war wirklich sehr gut aufgelegt“, findet Schwerins Trainer Robert Schneidewind. Gleichwohl musste er seinen Männern attestieren, dass sie Abschlüsse situativ nicht gut zu Ende bringen, dass fehlende Cleverness und Halbchancen den Rostocker Schlussmann förmlich herausheben. In der Defensive, so Robert Schneidewind, habe die Mannschaft nicht in letzter Konsequenz umgesetzt, was angesagt war. So spielten die Gäste nach Belieben, tricksten die Schweriner aus und arbeiteten gleich mehrfach einen Vorsprung von neun Toren heraus.
Erst 13 Minuten vor Ende der Spielzeit zündeten die Schweriner ihren Turbo. Vor allem Joel Müller, mit acht Treffern neben Malte Runge erfolgreichster Torschütze, steigerte sich messbar und netzte allein in dieser Phase sechs Mal ein. Auch der erneute Torwartwechsel erwies sich als gute Idee. Yannick Raatz vereitelte, dank einer nun beherzteren Abwehr, einige weitere Würfe, währenddessen der schnelle Rückzug vorn zum Erfolg führte. Aus dem 20:29 in der 43. Minute zauberten die Handballstiere eineinhalb Minuten vor Abpfiff noch den Anschlusstreffer zum 30:31. Die Fans standen längst, witterten die sensationelle Wende der Begegnung. Bekanntermaßen gewinnt man nicht in der Schlussminute – so wahr es auch dieses Mal. Mit 30:32 ging die durch die Schiedsrichterinnen Cornelia und Michaela Förder souverän geleiteten Partie zu Ende.
Zur Wahrheit gehört, dass eine doch bemerkenswerte Zahl von kranken, verletzten oder angeschlagenen Akteuren den Stierecoach nicht auf alle Stammspieler zurückgreifen lassen konnte. Der breite Kader mit Anschlussakteuren ermöglichte gerade diesen jedoch wertvolle Einsatzminuten. Trotzdem bleibt festzuhalten: „Das waren bislang wohl die schlechtesten 40 Minuten, die wir in eigener Halle gezeigt haben. Das entspricht nicht unserem Anspruch und dem, was wir zeigen wollen“, so Robert Schneidewind. Bezeichnender Weise fehlten wichtige Emotionen in den schwächeren Phasen – auch auf der Bank. Verlass war hingegen zu 100 Prozent auf den achten Mann: Danke an die ausverkaufte Halle. Barbara Arndt